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Bremssattelinstandsetzung 38 Gierling

Verfasst: 29.05.2007, 14:51
von Avant
Hallo Zusammen,

möchte einmal als Gedankenanstoß den Punkt "Schmiernippel" für Handbremshebel einwerfen.

Habe meine Bremszange noch nicht zerlegt, werde das aber baldigst machen dürfen. Wenn ich mir die einzelnen Bilder im Netz zu dem Verstellbolzen anschaue, scheint mir das Risiko hoch zu sein, dass durch die Korrosion selbst mit neuem Simmering die Dichteigenschaft mäßig zu sein scheint.
Da ich selber während der Überholung keine Möglichkeit habe den Schaft sauber abzudrehen,
denke ich das die Dichtung doch sehr stark leidet und entsprechend schnell kaputt gehen wird.

Da ich das noch nie zerlegt habe, bin ich mir nicht sicher ob meine Idee überhaupt machbar wäre.

Ich hatte halt gedacht das man einen Schmiernippel an der Seite (ggf von Unten) anbringen könnte und somit bei Schwergängigkeit frisches Fett in den Gleitspalt zu drücken.

Was für mich unklar ist, würde ich damit die Funktion der Bremse ggf. hemmen?

Könnte es sein, dass das überschüssige Fett ungünstigerweise sich nicht über den Simmering abbaut?

Was haltet Ihr allg. von der Idee (treu nach dem Motto zurück in die Zukunft...)

Danke
Gruß

Mathias

Verfasst: 29.05.2007, 16:48
von Tim A.
Hi,

ich beschäftige mich sein längerer Zeit mit den hinteren Girling Sätteln aller Art und Größe, bei denen der Feststellbremshebel regelmäßig einrostet. Ich habe den ersten Sattel vor ungefähr 5 Jahren überholt und der funktioniert noch. Ein Neuer den ich gekauft hatte, war nach drei Jahren schon wieder fest.
Das Problem liegt am Simmerring der im Original keinen dauerhaften Schutz gegen eindringendes Wasser bildet. Auch die gerne genommen Getriebesimmerringe vom Polo helfen da nicht wirklich weiter. Ich verwende Simmerringe, bei denen ein zweiter, profilierter Gummiring von oben in die Lippe des eigentlichen Simmerrings eingesetzt wird. Zusätzlich wir dieser Rand noch mit zähem Spezialfett (für Gummi) eingedichtet. Das ist meiner Erfahrung nach die beste und haltbarste Möglichkeit zur Abdichtung des Bremssattels am Bremshebel.

Die Idee mit dem Schmiernippel hatte ich auch schon. Bei näherer Betrachtung habe ich das wieder verworfen weil:

1. Die Kolbenstange, die vom Bremshebel betätigt wird und den Bremskolben drückt, ist mit einem O-Ring versehen, der den eigentlichen Zylinder (gefüllt mit Bremsflüssigkeit und teilweise unter hohem Druck stehend) gegen das Gehäuse des trocken liegenden Bremshebels abdichtet. Presst man nun Fett in diesen Trockenraum, kann das Fett alleine gegen die, mit dem O-Ring dicht eingebaute Kolbenstange drücken und so die Bremse betätigen, was dann unerwünscht wäre.

2. Das Fett , das man einpresst, möglicher Weise am O- Ring vorbei auch ins Innere des Bremszylinder gelangen könnte.

3. Auch zu viel Fett den Bremshebel blockieren oder behindern kann.

4. Unvermeidbar in den Bereich des Bremshebels eintretende Feuchtigkeit im Fett eingekapselt werden kann und dort dann verschärft ihr Unwesen treiben kann.

Zudem läuft man auch Gefahr über einen Schmiernippel, der an exponierter Stelle jedem Schmutz ausgeliefert ist, Dreck mit in das Gehäuse zu pumpen.

In sofern ist die Idee zwar eine Überlegung wert aber ich würde es nicht machen.
Ein akkurat überholter Bremssattel wird den Rest des Autos in aller Regel überleben, das ist meine gängige Erfahrung. Und regelmäßige Nutzung der Feststellbremse (besonders bei Automatikautos) verlängert die Lebensdauer ebenfalls.

Verfasst: 29.05.2007, 17:31
von Klaus T.
Tach zusammen,

ohne Schmiernippel !

Selbst, wenn noch kein Fett in die BF gelangt sein sollte, ist dann bei einer nötigen Rückstellung bei anstehender Br.-Revision nicht mgl....oder man müsste das Nippel für diesen Arbeitsgang herausschrauben 8)

Ausserdem ist der WeDi bei entsprechendem Innendruck ganz schnell draussen/zerquetscht.....

Verfasst: 29.05.2007, 22:06
von Tim A.
Klaus T. hat geschrieben:Tach zusammen,

ohne Schmiernippel !
100% Zustimm!
Selbst, wenn noch kein Fett in die BF gelangt sein sollte, ist dann bei einer nötigen Rückstellung bei anstehender Br.-Revision nicht mgl....oder man müsste das Nippel für diesen Arbeitsgang herausschrauben 8)
Nicht mehr so ganz Zustimm, weil der Kolben ja auf den Kolbenstange zurück gedreht wird, ohne dass die Kolbenstange ihre Lage ändern muss. Und was im "nassen" Bereich des Bremssattels passiert berührt den Trockenen nicht, umgekehrt aber schon.
Ausserdem ist der WeDi bei entsprechendem Innendruck ganz schnell draussen/zerquetscht.....
Draußen oder zerquetsch glaube ich auch nicht, da der Dichtring nach wenigen mm an den Anlenkhebel der Feststellbremse stößt und dann nicht weiter hinaus kann. Es könnte aber schon Fett austreten und der Wellendichtring würde eher schnell als langsam beschädigt.

Das Problem ist auch nicht Schmierung, sonder der Eintritt von Feuchtigkeit. Das muss in erster Linie verhindert werden und dafür ist eine möglichst gute Abdichtung nötig. Bewegung zögert den Prozess aber auch in die Länge.

Verfasst: 30.05.2007, 15:28
von Avant
Hallo Tim,
Hallo Klaus,

vorweg, denke ich das ich keinen Schmiernippel verbauen werde.

Ich habe mir jetzt ein Spezialschmierstoff besorgt der besonders gut haftet und gleichzeitig (Salz)-Wasserresistent ist. Dieser wird gerne für Außenborder benutzt um die beweglichen Teile abzuschmieren.

Denke aber das:
- das bei geringem nachfetten (ggf. zum Lösen des alten Schmierfett auch mit verdünntem Schmierfett) die Problematik mit zu hoher Rückstellkraft durch Fettpolster auftritt.

- zufiel Schmierstoff sich relative leicht über den "schlecht" dichtenden Simering herausdrücken würde.

- das bei richtigem Sitz (ggf. eingeklebt) der Simering sich nicht nach außen drücken würde.

Aus der Erfahrung sind die meisten Schmiernippel abgeschafft worden, weil selten "vernünftig" nachgeschmiert wurde. Die einen haben es übertrieben und zuviel Fett eingebracht, die anderen gar keins.

Zusätzlicher Schmutz sollte durch einen Schmiernippel nicht eintreten. Mann kann ggf. noch eine Kappe aufsetzen die die Kugel gegen grobe Beschädigung/Dreck schützt.

Werde dann noch einmal berichten nach erledigter Arbeit...

Danke und Gruß Mathias

Verfasst: 30.05.2007, 18:04
von Roger_58
Ich habe fuer meine Kunden immer das MARINE GRADE von NEVER SEEZ benutzt; ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, nie mehr Probleme mit festsitzenden Bremszangen hinten.

Verfasst: 30.05.2007, 18:59
von Thorsten Scheel
Hallo,
ich habe in meiner Zeit als Audifahrer und Schrauber schon einige Sättel instand gesetzt.
Das Problem des Festsetzen der Welle liegt darin, dass sich eine Rostschicht bildet, die die Welle blockiert. Daher bringt der Schmiernippel nicht´s!
Was dauerhaft hilft, ist den Rost richtig zu entfernen und mit dem richtigen Fett die Welle zu versiegeln.
Der Bremssattel kann richtig heiß werden. Wenn man da ein Fett nimmt, welches dünnflüssig wird und somit wegfließt, bringt auch ein wasser und salzresistentes Fett nicht´s. Ich benutze Plastilupe, welches speziell für Bremsanlagen hergestellt wird und somit an seinem Platz bleibt. Außerdem ist es alterungsbeständig und verhindert neues Festrosten.

Das sind meine Erfahrungen! :) :)

Gruß!

Thorsten

Verfasst: 30.05.2007, 19:13
von Petrus
Hallo zusammen,

ich hab ein spezielles Hochtemperaturfett auf der Arbeit.
Es ist speziell für die Dichtringe, Manschetten etc. im Bremssattel entwickelt worden. Zudem ist es Silikonfrei.
Es wird in den "normalen" Porsche-Bremsen, als auch in den PCCCB-Bremsen die weitaus höhere Betriebstemperaturen aushalten können eingesetzt.
Dieses kann bei jedem Porsche-Händler in kleinen verschraubbaren Gläßchen (ca. 30-50ml) gekauft werden und kostet sicher nicht mehr als beim "günstigen" Audi-Händler.
Teilenummer kann ich erst morgen mitbringen.

Verfasst: 31.05.2007, 07:28
von 200q20V
Generell ne nette Idee mit dem Schmiernippel!
Aber, ich muss mich da meinen Vorrednern anschließen:
Wenn der Sattel mal fest ist, hilft auch das Nachschmieren nix, dann hat sich im Inneren nämlich so ne richtig schön zähe bis feste Rost-Dreck-Pampe gebildet und für Fett wäre dann gar kein Platz mehr!
Da isses dann besser, einfach mit nem neuen Wellendichtring (mit Staubschutzlippe: Bild) und schön viel Plastilube überholen, das hält dann wieder einige Jahre!
Ich hatte damals vor ca. 3-4 Jahren bei meiner Überholung noch überlegt, die Welle um nen mm abzudrehen, um wieder ne saubere Dichtringlauffläche zu schaffen und das Ganze dann mit nem WDR, den wir hier im Geschäft verwenden (Ja, der passt auch bei der Schaltwelle von VW-Getrieben, hab den auch mal im Jetta verbaut...) zu montieren. Der hat die Gleichen Abmaße, bis auf den um einen mm kleineren Innendurchmesser. Zudem hat der nicht nur so ne Gummi-staubschutzlippe, sondern so nen aufgesetzten Filz, der gerade an solchen Stellen das Eindringen von Schmutz noch viel besser verhindert!
Nur leider sind die Spannmöglichkeiten der Welle doch sehr begrenzt, wenn man die über die ganze Länge abdrehen will... :?
Ich hab dann doch den originalen WDR genommen und einfach das Ganze gut mit Plastilube gefettet, hält bis jetzt tadellos, und das trotz bis zu einigen zehntel mm tiefen (Rost-)Löchern auf der Welle...

Der Vorteil, den man da hat ist einfach, dass man "nur" Fett abdichten muss und die Welle nicht viel und wenn, dann auch nur sehr langsam dreht (wird ja nur ab und an mal verstellt!) Daher legt sich die Dichtlippe auch schön in solche Vertiefungen rein...
Und bekanntlich ist da, wo Fett ist selten Wasser und somit auch weniger schnell Rost... :wink:

Eigentlich ist der einfache WDR an der Stelle auch etwas zu wenig, weil man muss ja nicht nur das Fett daran hindern raus zu kommen, sondern auch den Schmutz, rein zu gehen. Und sowas schafft ne einfache Dichtlippe nicht, die fördern tendentiell immer etwas in Richtung innen, wenn also Wasser von außen ansteht wird das richtig schön rein gepumpt! Daher sind eigentlich solche Schutzdichtungen, wie Staubschutzlippen oder Filzringe an der Stelle unerlässlich!

Viel Erfolg bei der Überholung!

MFG Schmidti

Verfasst: 31.05.2007, 20:44
von Petrus
Petrus hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich hab ein spezielles Hochtemperaturfett auf der Arbeit.
Es ist speziell für die Dichtringe, Manschetten etc. im Bremssattel entwickelt worden. Zudem ist es Silikonfrei.
Es wird in den "normalen" Porsche-Bremsen, als auch in den PCCCB-Bremsen die weitaus höhere Betriebstemperaturen aushalten können eingesetzt.
Dieses kann bei jedem Porsche-Händler in kleinen verschraubbaren Gläßchen (ca. 30-50ml) gekauft werden und kostet sicher nicht mehr als beim "günstigen" Audi-Händler.
Teilenummer kann ich erst morgen mitbringen.
Hier die Teilenummer der Paste.

000 043 117 00 - Bremszylinderpaste 50 ml

Hab zwar neue Sättel hinten drin, aber beim nächsten Belagwechsel werd ich die neuralgische Stelle mit dem Fett behandeln.