200 20V: Mein langer Weg zu 9,5l Verbrauch
Verfasst: 30.11.2009, 17:01
Lieber Freund des exzentrischen Traumschiffes Audi 200 20V,
ich möchte dir in diesem Beitrag meinen beschwerlichen, aber letztendlich befriedigenden Weg zu einem moderaten Verbrauch beschreiben. Und speziell möchte ich dem Mut machen, dem ein hoher Verbrauch das Fahren mit dem Auto verleidet und aufgegeben hat. Quasi als unheilbar trunksüchtig entlassen. Schwerer Fehler!
Seit Jahren bin ich schon auf der Pirsch nach dieser Ikone der Technik, jedoch hat es viele, viele Jahre Beschäftigung mit diversen 5 Zylinder Saugern und 10V MC Turbos gebraucht, bis ich mir sicher war, dass der 20- Ventiler- Leidensweg der einzige ist, der mich zum Olymp meiner automobilistischen Träume bringen und dass ich ihn auch stemmen kann. Der Verbrauch wird meistens als hoch oder exorbitant hoch (12l - 20l) umschrieben, jedoch blitzen immer wieder Besitzer durch, die (angeblich!) unter der 10 Liter Schallmauer bleiben (können). Diese Wenigen gaben mir die Hoffnung, meinem eigenen Ersthand 20V Avant das maßvolle Trinken angewöhnen zu können. Genau so, wie auch ich privat es mit den feinen alkoholischen Tröpfchen halte, frage nicht!
Also pass auf:
Das Übliche kennst du ja schon: den Wagen einige Tankfüllungen lang fahren, alle Werte des Cockpits ernst nehmen, erst in zweiter Linie auf deinen Popo hören, denn merke: Popos können lügen, und wie! Ach, aber bevor ich dir mehr von meiner Ex- Freundin erzähle, sag ich dir, was meine Instrumente sagten: Der von Digitech mit einem Chip und großem Sensor ausgestattete Motor brachte es auf der Autobahn kurz auf Tacho 275 KM/h, bevor ich abbrach, nur zwischen zwei Auffahrten. Abbruch wegen persönlicher Herzinsuffizienz und großen Reifenplatzbedenken. Fahrzeugbeschleunigung atemberaubend laut Popo, aber dem traue man ja nicht, wie schon gesagt. Anzeige bei maximal 2,1bar Ladedruck. Sollte reichen! Meine Nichte (14j.) bei der Schulabholfahrt begeistert: Gefühl wie Achterbahn. Verbrauch zuerst >15l im Mittel, dann Feststellung, dass das Pedal rechts unten nicht nur laut - leise steuert, sondern auch den Verbrauch, viel mehr als bei allen anderen Turbo aufgeladenen Autos (ist bestimmt Chip- Auslegungssache). Dann Minimalverbrauch herausgefahren: 12 Liter V-Power bei gleitender Fahrweise über Land, Vmax 110kM/h, Gaspedal nicht anschauen, sondern höchstens durch eine Blindenbrille erahnen, dass es existiert. Ganz wichtig: alles mit Serienbereifung, denn breite Reifen kosten Sprit, das weiß sogar die Frau vom Finanzminister Waigel. Keine Frage: das ist zuviel.
Jetzt die altbekannten Verdächtigen losgetreten: Alle Verschleißteile des Motors getauscht außer K+N Luftfilter, Fehlerspeicher ausgelesen, Ergebnis: Temperatursensor defekt. Festen Widerstand eingelötet (kostet nix, hat sich bei meinen 10Vs immer bewährt), danach Speicher leer. Alle 3mm Unterdruckschläuche erneuert (kostet ja nix), Drucktest gemacht: Übergang Druckrohr/ Ladeluftkühler undicht, repariert (kostet fast nix). Gesamte Entlüftungsmimik und Lambdasonde getauscht (teuer). Dann Multifunktions- und Temperatursensor getauscht. Aber was soll ich dir das alles haarklein beschreiben; die vielen Fehlerquellen kennst du ja schon in- und auswendig, hast sie alle probiert oder halt auch nicht, wenn dir der Girobeleg nonchalant das Stopschild angezeigt hat.
Ach ja: Immer nervig: das ewige Gezischel, schon beim leichten Gasgeben und Gas wegnehmen, als Höhepunkt dann der orgiastische Schnaufer beim Schalten! Was andere erotisch fanden, war für mich nichts anderes als das Geräusch von heißem Dampf. Ich wollte doch keine Dampflokomotive, sondern den Ableger des Rallyeweltmeisters bewegen und dies auch hören! Der zweifache Austausch des Schubumluftventils (erst original, dann verstärkt) ergab keine Besserung, auch nicht der 180° verdrehte Einbau. (Sorry Olli , aber mit deiner Feststellung, dass es umgedreht eingebaut genauso oder sogar besser funktioniert, liegst du falsch; du bist wohl wie ich Opfer einer schlechten Serie). Meine konsequente Lösung: Beide Anschlussstutzen mit passend angefertigten Stopfen zugemacht, allen Unkenrufen zum Trotze. Und siehe da: leises Zischeln weg, dafür heißes Turbopfeifen da, und beim Schaltvorgang die akustische Wallhalla!
Nun, ob du’s glaubst oder nicht, beim Benzinverbrauch hat das alles trotzdem nicht geholfen. Holla die Waldfee, die ganze Zeit und Knete umsonst vergeigt, kommt es dir da gerne in den Sinn. Dabei hatte dir der stattliche Kaufpreis schon den Spott der Hyundai- und Fiat- Neuwagenleasing- Fraktion eingebrockt!
Nach einem Thermostattausch - der Motor erreichte vorher kaum 75°C - hatte ich das vermeintlich letzte sommerbereifte Wochenende (KW47) genutzt und eine voralpenländische Tour gemacht. 200 kM sportliche (nicht rennmässige, das kann ich auch!) Fahrweise, Gott sei Dank tritt dabei erstes Ruckeln auf, was auf einen echten Fehler hindeutet, Verbrauch beträgt stattliche 18,5l/ 100kM. Daheim zeigt der Fehlerspeicher 2341, der fast- alles- ist -möglich- Fehler. Oha, das heißt: zurück zur Suchfunktion des Forums, dessen Beiträge tatsächlich die Essenz meines Audispezifischen Wissens darstellt, danke dir an dieser Stelle dafür, und alle Beiträge zum Thema 2341 studiert. Mein Fazit war abermals teuer, dafür aber keinesfalls die sichere Bank: der Luftmassenmesser.
Beim Ex- Boschdienst, der hier um die Ecke wohnt, erfuhr ich, dass ein schlecht sitzender Luftfilter, ein ungenügend gereinigter Luftfilterkasten oder gar das kurzfristigste Fahren ohne Filter den Lumame unwiederbringlich zerstören wird. Und alle drei Fakten hatte ich verbrochen! Speziell beim K+N war mir die schlechte Passform im Kasten aufgefallen, hab ihn aber trotzdem nicht getauscht (war ja immerhin teuer!). Der freundliche Fachverkäufer gab mir den Xtra günstigen Preis für einen Standardfilter und den Tauschmassenmesser und ich hab ihn eingebaut und was sag ich dir? Drauf folgendes Wochenende (das von gestern, gerade noch schneefrei) nix wie weg auf eine zünftige Probefahrt. Ins ferne Ausland, nach Österreich! 300kM weit Landstrasse 110kM/h, Autobahn 150kM/h, Pässe flott rauf im Drift und runter auf der Bremse, sprich die Karosse nicht auf Samthandschuhen getragen, aber natürlich auch nicht auf Teufel- komm- raus geheizt. Mit dabei: Zwei Passagiere und Luna, die Mischlingsdame (ebenfalls vollgasfest). Und da kommt sie, die neue Zahl:
9,4 Liter.
Das ist eine Zahl, sag ich dir. Mein Hund, eben noch fest eingebaut im Beifahrerfußraum, hat vor Freude seinen ganzen Straussenknochen (weil angeblich Splitterfrei) gemampft, während ich die Erinnerungsfotos schoss, standesgemäß vorm Schloss aller Schlösser.
Fazit: Gib nicht auf, du heulsusendes 20V Verbrauchsopfer, ich habs auch nicht getan und bin dafür belohnt worden. Zur Klarstellung: der Prozess, den ich oben beschrieben habe, hat insgesamt vier Monate gedauert, ging über 3000KM und hat was weiß ich wie viel Geld verschlungen, obwohl ich nicht zu der alles- Neukauf- Fraktion gehöre, aber wie hat schon der alte Rolls gesagt: der hohe Preis ist schnell vergessen, doch die Freude währt an. Und: klaro wird der Wagen im Kurzstrecken- und Autobahnhochgeschwindigkeitsverkehr mehr brauchen. Das ist aber dann Physik, aber wie du weißt seit Feuerzangenbowle: Physik unbestechlich.
In diesem Sinne,
Uli
PS: Wenn du dem Audi 20V Motor in seinem ureigensten Jagdgebiet gerne zuschaust und ---hörst, so möchte ich dir unbedingt den Pilotfilm zur neuen Motorvision Klassik- Reihe auf DSF wärmstens empfehlen, zu sehen Mittwoch 22.12, 22:15h. Walter Röhrl vergleicht Rallyequattro und Rallyeporsche, gewürzt mit zeitgenössischen Aufnahmen. Ein Hochgenuss!
ich möchte dir in diesem Beitrag meinen beschwerlichen, aber letztendlich befriedigenden Weg zu einem moderaten Verbrauch beschreiben. Und speziell möchte ich dem Mut machen, dem ein hoher Verbrauch das Fahren mit dem Auto verleidet und aufgegeben hat. Quasi als unheilbar trunksüchtig entlassen. Schwerer Fehler!
Seit Jahren bin ich schon auf der Pirsch nach dieser Ikone der Technik, jedoch hat es viele, viele Jahre Beschäftigung mit diversen 5 Zylinder Saugern und 10V MC Turbos gebraucht, bis ich mir sicher war, dass der 20- Ventiler- Leidensweg der einzige ist, der mich zum Olymp meiner automobilistischen Träume bringen und dass ich ihn auch stemmen kann. Der Verbrauch wird meistens als hoch oder exorbitant hoch (12l - 20l) umschrieben, jedoch blitzen immer wieder Besitzer durch, die (angeblich!) unter der 10 Liter Schallmauer bleiben (können). Diese Wenigen gaben mir die Hoffnung, meinem eigenen Ersthand 20V Avant das maßvolle Trinken angewöhnen zu können. Genau so, wie auch ich privat es mit den feinen alkoholischen Tröpfchen halte, frage nicht!
Also pass auf:
Das Übliche kennst du ja schon: den Wagen einige Tankfüllungen lang fahren, alle Werte des Cockpits ernst nehmen, erst in zweiter Linie auf deinen Popo hören, denn merke: Popos können lügen, und wie! Ach, aber bevor ich dir mehr von meiner Ex- Freundin erzähle, sag ich dir, was meine Instrumente sagten: Der von Digitech mit einem Chip und großem Sensor ausgestattete Motor brachte es auf der Autobahn kurz auf Tacho 275 KM/h, bevor ich abbrach, nur zwischen zwei Auffahrten. Abbruch wegen persönlicher Herzinsuffizienz und großen Reifenplatzbedenken. Fahrzeugbeschleunigung atemberaubend laut Popo, aber dem traue man ja nicht, wie schon gesagt. Anzeige bei maximal 2,1bar Ladedruck. Sollte reichen! Meine Nichte (14j.) bei der Schulabholfahrt begeistert: Gefühl wie Achterbahn. Verbrauch zuerst >15l im Mittel, dann Feststellung, dass das Pedal rechts unten nicht nur laut - leise steuert, sondern auch den Verbrauch, viel mehr als bei allen anderen Turbo aufgeladenen Autos (ist bestimmt Chip- Auslegungssache). Dann Minimalverbrauch herausgefahren: 12 Liter V-Power bei gleitender Fahrweise über Land, Vmax 110kM/h, Gaspedal nicht anschauen, sondern höchstens durch eine Blindenbrille erahnen, dass es existiert. Ganz wichtig: alles mit Serienbereifung, denn breite Reifen kosten Sprit, das weiß sogar die Frau vom Finanzminister Waigel. Keine Frage: das ist zuviel.
Jetzt die altbekannten Verdächtigen losgetreten: Alle Verschleißteile des Motors getauscht außer K+N Luftfilter, Fehlerspeicher ausgelesen, Ergebnis: Temperatursensor defekt. Festen Widerstand eingelötet (kostet nix, hat sich bei meinen 10Vs immer bewährt), danach Speicher leer. Alle 3mm Unterdruckschläuche erneuert (kostet ja nix), Drucktest gemacht: Übergang Druckrohr/ Ladeluftkühler undicht, repariert (kostet fast nix). Gesamte Entlüftungsmimik und Lambdasonde getauscht (teuer). Dann Multifunktions- und Temperatursensor getauscht. Aber was soll ich dir das alles haarklein beschreiben; die vielen Fehlerquellen kennst du ja schon in- und auswendig, hast sie alle probiert oder halt auch nicht, wenn dir der Girobeleg nonchalant das Stopschild angezeigt hat.
Ach ja: Immer nervig: das ewige Gezischel, schon beim leichten Gasgeben und Gas wegnehmen, als Höhepunkt dann der orgiastische Schnaufer beim Schalten! Was andere erotisch fanden, war für mich nichts anderes als das Geräusch von heißem Dampf. Ich wollte doch keine Dampflokomotive, sondern den Ableger des Rallyeweltmeisters bewegen und dies auch hören! Der zweifache Austausch des Schubumluftventils (erst original, dann verstärkt) ergab keine Besserung, auch nicht der 180° verdrehte Einbau. (Sorry Olli , aber mit deiner Feststellung, dass es umgedreht eingebaut genauso oder sogar besser funktioniert, liegst du falsch; du bist wohl wie ich Opfer einer schlechten Serie). Meine konsequente Lösung: Beide Anschlussstutzen mit passend angefertigten Stopfen zugemacht, allen Unkenrufen zum Trotze. Und siehe da: leises Zischeln weg, dafür heißes Turbopfeifen da, und beim Schaltvorgang die akustische Wallhalla!
Nun, ob du’s glaubst oder nicht, beim Benzinverbrauch hat das alles trotzdem nicht geholfen. Holla die Waldfee, die ganze Zeit und Knete umsonst vergeigt, kommt es dir da gerne in den Sinn. Dabei hatte dir der stattliche Kaufpreis schon den Spott der Hyundai- und Fiat- Neuwagenleasing- Fraktion eingebrockt!
Nach einem Thermostattausch - der Motor erreichte vorher kaum 75°C - hatte ich das vermeintlich letzte sommerbereifte Wochenende (KW47) genutzt und eine voralpenländische Tour gemacht. 200 kM sportliche (nicht rennmässige, das kann ich auch!) Fahrweise, Gott sei Dank tritt dabei erstes Ruckeln auf, was auf einen echten Fehler hindeutet, Verbrauch beträgt stattliche 18,5l/ 100kM. Daheim zeigt der Fehlerspeicher 2341, der fast- alles- ist -möglich- Fehler. Oha, das heißt: zurück zur Suchfunktion des Forums, dessen Beiträge tatsächlich die Essenz meines Audispezifischen Wissens darstellt, danke dir an dieser Stelle dafür, und alle Beiträge zum Thema 2341 studiert. Mein Fazit war abermals teuer, dafür aber keinesfalls die sichere Bank: der Luftmassenmesser.
Beim Ex- Boschdienst, der hier um die Ecke wohnt, erfuhr ich, dass ein schlecht sitzender Luftfilter, ein ungenügend gereinigter Luftfilterkasten oder gar das kurzfristigste Fahren ohne Filter den Lumame unwiederbringlich zerstören wird. Und alle drei Fakten hatte ich verbrochen! Speziell beim K+N war mir die schlechte Passform im Kasten aufgefallen, hab ihn aber trotzdem nicht getauscht (war ja immerhin teuer!). Der freundliche Fachverkäufer gab mir den Xtra günstigen Preis für einen Standardfilter und den Tauschmassenmesser und ich hab ihn eingebaut und was sag ich dir? Drauf folgendes Wochenende (das von gestern, gerade noch schneefrei) nix wie weg auf eine zünftige Probefahrt. Ins ferne Ausland, nach Österreich! 300kM weit Landstrasse 110kM/h, Autobahn 150kM/h, Pässe flott rauf im Drift und runter auf der Bremse, sprich die Karosse nicht auf Samthandschuhen getragen, aber natürlich auch nicht auf Teufel- komm- raus geheizt. Mit dabei: Zwei Passagiere und Luna, die Mischlingsdame (ebenfalls vollgasfest). Und da kommt sie, die neue Zahl:
9,4 Liter.
Das ist eine Zahl, sag ich dir. Mein Hund, eben noch fest eingebaut im Beifahrerfußraum, hat vor Freude seinen ganzen Straussenknochen (weil angeblich Splitterfrei) gemampft, während ich die Erinnerungsfotos schoss, standesgemäß vorm Schloss aller Schlösser.
Fazit: Gib nicht auf, du heulsusendes 20V Verbrauchsopfer, ich habs auch nicht getan und bin dafür belohnt worden. Zur Klarstellung: der Prozess, den ich oben beschrieben habe, hat insgesamt vier Monate gedauert, ging über 3000KM und hat was weiß ich wie viel Geld verschlungen, obwohl ich nicht zu der alles- Neukauf- Fraktion gehöre, aber wie hat schon der alte Rolls gesagt: der hohe Preis ist schnell vergessen, doch die Freude währt an. Und: klaro wird der Wagen im Kurzstrecken- und Autobahnhochgeschwindigkeitsverkehr mehr brauchen. Das ist aber dann Physik, aber wie du weißt seit Feuerzangenbowle: Physik unbestechlich.
In diesem Sinne,
Uli
PS: Wenn du dem Audi 20V Motor in seinem ureigensten Jagdgebiet gerne zuschaust und ---hörst, so möchte ich dir unbedingt den Pilotfilm zur neuen Motorvision Klassik- Reihe auf DSF wärmstens empfehlen, zu sehen Mittwoch 22.12, 22:15h. Walter Röhrl vergleicht Rallyequattro und Rallyeporsche, gewürzt mit zeitgenössischen Aufnahmen. Ein Hochgenuss!