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Tips zur Überholung der Trommelbremse beim 1.8

Verfasst: 25.05.2012, 20:43
von 200er Fan
Hallo zusammen,
ich habe in der Selbstdoku keine passenden Antworten gefunden und deshalb auf diesem Weg ein paar Fragen:
ich habe kürzlich einen 1.8 mit 90PS aus Bj 90 als zukünftigen "Winter/Übergangsauto" bekommen und bin nun dabei das Auto TÜV fertig zu machen.
U.a steht eine Kontrolle bzw Überholung der hinteren Trommelbremsen an.
Was genau ist da alles zu machen bzw welche Sachen müssen beachtet werden?
Ist "Neuland" für mich da ich bisher immer hinten Scheiben hatte !!
Auch wollte ich bzw MUSS der Zahnriemen gemacht werden( letzter Wechsel 2001 !), seitdem 40.000 km gefahren.
Läßt sich das "Zuhause" bewerkstelligen da ja beim 4 Zylinder recht ordentlich Platz vorne ist und nicht so eine "Enge" wie bei meinem 200er Turbo.

Bin dankbar für Anregeungen/Tips zu den beiden Themen.
Gruss Uwe

Re: Tips zur Überholung der Trommelbremse beim 1.8

Verfasst: 25.05.2012, 21:09
von StefanS
Hallo Uwe,
(Trommel-)Bremsen hinten ist beim T44 so ziemlich das langlebigste am ganzen Auto....

das einzige was wirklich wichtig ist -> das Hebelwerk der Backen muss leichtgängig sein. Wenn da etwas schwergängig ist, dann backen die Beläge gerade bei feuchtem Wetter an und man steht erst mal blöd da...
musste neulich Felge demontieren und richtig mit dem Hammer an der Trommel arbeiten um das wieder frei zu bekommen.
Hab jetzt bei 515.000km den dritten Satz Backen und den zweiten Satz Trommeln drin.
radlager hab ich regelmäßig nachgefettet und nach Bedarf eingestellt oder ersetzt....

Die Trommeln waren erst nach 380.000km etwas unrund und wurden ersetzt.
solange die nicht unrund sind - einfach nur den Rand wegschleifen - etwas auschmirgeln und wiederverwenden.

Brembacken mit kompletten Federn gibts im ordentlichen Zubehörhandel von Bosch oder ATE schon "vormontiert". und sind nicht teuer (um 50€)
Radbremszylinder sind die vom Golf drin (17mm) - könnten bei der Gelegenheit undicht werden
Radbremszylinder könnte probleme machen (falls er rraus muss), weil die Inbusschrauben sich rund drehen (am Besten erneuern) oder die Bremsleitung festgegammelt ist.
Gelegentlich reißt auch der Nippel bei den alten ab...
Da die Radbremszylinder weinger als eine gute H4 Lampe (=Leuchtmittel) kosten hab ich sowas immer auf vorrat daheim....

Wenn Du erst eine Seite, dann die andere Seite machst, kannst Du immer schön nachschauen.

Wichtig:
- Rad demontieren
- Mittels (7mm) Schlitz-Schraubendreher durch ein Radschraubenloch auf ca. (fahrerseitig) 10:00Uhr den Nachstellkeil nach oben drücken. (Handbremse gelöst, mit dem Schraubendreher geschätzt 4cm tief rein... wenn man den hellen Ton einer Feder hört ist man richtig)
- wenn der Keil sich gelöst hat (man hört es deutlich) sind die Backen enger zusammen und man kann
- Radlagerkappe (wie bei Fronti mit Scheibenbremse auch) und Radlager demontieren
- Bremstrommel sollte jetzt abnehmbar sein - falls nicht ein paar vorsichtige Hammerschläge aussen rum geben..
- Wenn die Trommel unten ist:
Je Backen ist ein Federhalter - der wird mittels Kombizange reingedruckt und dann 90 Grad gedreht.
Backen oben "aushängen - dazu den jeweiligen Bremskolben etwas reindrücken
dann unten aushängen und danach kann man den Handbremshebel etwas vordrücken und das Handbremsseil aushängen ->
das ist der einzig wirklich blöde Teil bei dieser Arbeit....

Schau es Dir mal an - hab leider keine Bilder zur Hand... aber ich hatte die schon oft auseinander... zur Wartung... damits lange hält...

Gruß S.

Re: Tips zur Überholung der Trommelbremse beim 1.8

Verfasst: 26.05.2012, 09:22
von Edgar
Hallo,

abweichend von der beschriebenen Vorgehensweise würde ich - soweit am Auto Stahlfelgen montiert sind - nicht die hinteren Räder abbauen, sondern nur eine Radschraube entfernen, wie beschrieben den Nachstellungskeil hochschieben, und nach Demontage des äusseren Radlagers die Bremstrommel mitsamt dem Rad abziehen. Damit hat man einen sehr guten Hebel, braucht eigentlich nie an der Trommel herumklopfen, und zur Bearbeitung und Reinigung der Trommel hat man eine wunderbare Halterung für diese. Als erstes stopft man dann einen Lumpen o. ä. in die Nabenöffnung der Trommel, um das Radlager vor eindringendem Dreck zu schützen.

Anstelle eines vormontierten Satzes zu nehmen ist die klassische sportliche Variante, die Trommelbremse mit - ggf. neuen - Federn wieder einzeln zusammenzubauen. Das geht schön mit einer Federnzange, aber auch mit griffigen Standard-Zangen. Hilfreich ist ein nicht zu scharfer grosser Seitenschneider, mit dem man Federn packen kann, natürlich ohne sie gleich abzuzwicken) Wenn die Federn nicht zu arg verrostet sind, kann man sie problemlos weiterverwenden. Ebenso den Nachstellkeil, wenn dessen Verzahnung noch nicht wesentlich verrostet ist.

Radbremszylinder sind, wie der Kollege schon schreibt, sehr oft undicht. Die Backen sind sozusagen das häufigste Verschleissteil, danach kommen die Radbremszylinder, danach die Federn, dann Trommel, Radlager etc. Ganz selten sind mal die Radlagersimmeringe undicht und lassen etwas Fett in die Trommel.

Wichtig ist bei den Trommelbremsen, insbesondere bei Verwendung von Stahlfelgen, das korrekte Anzugsdrehmoment der Radschrauben, und bei Alufelgen die besonders sorgfältige Reinigung der Anlageflächen an Felge und Trommel.

Übrigens habe ich noch einen neuen Satz orig. VW Audi AT-Bremsbacken rumliegen, die ich sehr gerne loswerden würde. :mrgreen:

Ed

Re: Tips zur Überholung der Trommelbremse beim 1.8

Verfasst: 26.05.2012, 11:20
von 200er Fan
Hallo zusammen,
Danke Stefan und Edgar für die ausführlichen Worte zum Verständnis der Materie !
Ist ja doch etwas anderes als eine Scheibenbremse.
L.t Eurer Aussage sind die Dinger ja doch recht haltbar, sollten also in meinem Fall nach 150.000 km noch gut sein.
Ich werde also nächste Woche mal nachsehen und danach berichten.
Gruß Uwe

Re: Tips zur Überholung der Trommelbremse beim 1.8

Verfasst: 26.05.2012, 13:26
von Edgar
Naja, sie könnten nach 150.000 km noch gut sein, könnten aber auch schlecht sein.

Gerade bei Trommelbremsbacken ist nicht nur die Restbelagstärke entscheidend, auch wenn die noch ordentlich ist könnten die Beläge verhärtet, vergammelt, gealtert sein. Merkt man durch die im Vergleich schlechtere Bremswirkung.

Hingegen können trotz guter Bremswirkung die Beläge schon weit abgenutzt sein.

Am Besten ist also eine Prüfung der Bremswirkung (auf geeigneter Strecke mit der Handbremse bremsen) und eine Sichtprüfung bei abgenommener Trommel.

Letztendlich könnte ja auch sein, das die Bremsen erst vor relativ kurzer Zeit instandgesetzt wurden und alles picobello ist.

Was ich oben noch vergessen habe ist, die Handbremsseile auf Zustand und Gängigkeit zu prüfen.

Die Handbremse ist doch recht wichtig; habe ich letztens wieder festgestellt nachdem ein Bremsschlauch (Goodridge Stahlflex) auf einen Schlag undicht geworden ist...

Ed