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Grundsatzfragen: Platinen nachlöten

Verfasst: 10.08.2005, 13:40
von mAARk
Hallo allerseits,

Wie ich schon schrieb, habe ich die Platine meiner GRA (C4, 1992) neulich erfolgreich nachgelötet. In der 92er GRA werkelt übrigens ein Intel Chip von 1977. :} :D

Nun einige Grundsatzfragen:

1. An einigen Lötstellen zog sich das Lot zusammen (Oberflächenspannung), so dass das Loch in der Platine sichtbar wurde. Auch das Auftragen von extra Lot (mit Flussmittel) brachte keine wirkliche Abhilfe. Manchmal zog das Lot sogar in (oder durch?) das Loch. Wie wichtig ist es, dass die gesamte Lötstelle in einen geschlossenen Tropfen verschmilzt?
2. Hitzeleitbleche und Relais, die auf der Platine verbaut sind, kühlen die entsprechende Lötstelle so stark ab, dass das Lot kaum schmilzt - und wenn, dann immer nur direkt am Lötkolben. Selbst 100 W scheint kaum auszureichen. Was kann man hier tun?
3. Andere Lötstellen gingen super-einfach nachzulöten. Einmal den heißen Kolben ans Beinchen vom Bauteil drangehalten, die Lötstelle kurz durchschmelzen lassen, Kolben weg, fertig. Eine Sache von 5 Sekunden. Warum geht es nicht immer so einfach? :twisted:
4. Als ich mit den ICs fertig war, waren sie ganz schön warm (geschätzte 50 bis 60 Grad - obwohl ich immer nur kurz an jedes Füßchen gegangen bin, bis das Lot schmolz. Wie heiß dürfen ICs werden?
5. Immer nach ca. 30 Lötstellen war etwas überschüssiges Lot am Lötkolben dran - also offensichtlich zieht das Nachlöten immer etwas Lot von der Platine ab (siehe auch Punkt 1). Kann man das verhindern?

Gruß vom Heimelektriker
mAARk
*der sich an der GRA nun wieder freuen kann*

Re: Grundsatzfragen: Platinen nachlöten

Verfasst: 10.08.2005, 15:03
von Kurt Marqnat
Hallo Maark,

Es gibt eben verschiedene Lote.

Da kommts dann drauf an wie sich das zusammen setzt.
Das weichere ist zwar besser zu Löten,aber aber das harte hat eine größere Festigkeit und hält länger.

Vor kurzem kam ne Doku darüber im TV,hab da kurz gelauscht :)


mfg
Kurt

Verfasst: 10.08.2005, 15:58
von jürgen_sh44
also wenn du dir sorgen machst , dass das blödsinn da nach unten wegfließt , dann mußte halt die schwerkraft umdrehen, dann fließts dir beim löten entgegen, und wennde die gewünschte menge hast, einfach kurz zum abkühlen draufpusten damits schneller hält...


alternativ kannste ja auch ein stückchen dickeres kupferkabel zb lautsprecherlitze dazulöten, damits ne schöne kontaktfläche gibt


die ic-s kannste kühlen, indem du an das zu lötende bein zb mit einer medizinischen klemme rangehst zum wärme ableiten ..die sollte aber natürlich auch antistatisch sein


wenn ich die normalen autotoleranzen im kopf habe sind doch werte
-10 bis 70°C drin , oder ? .. so standard "autostehtinsibirien" oder in "dubai" temperaturen halt...


..grad beim googeln kamen immer ic temp-werte raus die von <-10°C bis >70°C funktionieren

edit: achso und das "überflüssige" lötzinn.. also das ist wohl meist schlacke, und original ist ja genug lötzinn drauf , das ist nur net da wos sein soll .. und du gibts ja neues dazu in rauhen mengen

ich arbeite beim löten immer mit nem nassen naturschwamm zum lötzinn abstreifen und spitze putzen


und das schwerkraft umdrehen , war im sinne von platine rumdrehen/schrägstellen gemeint :D

Re: Grundsatzfragen: Platinen nachlöten

Verfasst: 10.08.2005, 16:12
von turbaxel
Hallo Mark,

Nun einige Grundsatzfragen:

1. An einigen Lötstellen zog sich das Lot zusammen (Oberflächenspannung), so dass das Loch in der Platine sichtbar wurde. Auch das Auftragen von extra Lot (mit Flussmittel) brachte keine wirkliche Abhilfe. Manchmal zog das Lot sogar in (oder durch?) das Loch. Wie wichtig ist es, dass die gesamte Lötstelle in einen geschlossenen Tropfen verschmilzt?

Das ist explizit wichtig. Wenn das Lot an einer Befestigungsstelle das Bauteilbein und das Lötauge nicht vollständig umschliesst, hast Du keinen dauerhaften Kontakt.

2. Hitzeleitbleche und Relais, die auf der Platine verbaut sind, kühlen die entsprechende Lötstelle so stark ab, dass das Lot kaum schmilzt - und wenn, dann immer nur direkt am Lötkolben. Selbst 100 W scheint kaum auszureichen. Was kann man hier tun?

Hier kann den Löstkolben nicht wirlklich an das Blech halten. Ich schmelze dann einen Vorrat auf der Spitze und gehe dann damit an die Lötststelle.

3. Andere Lötstellen gingen super-einfach nachzulöten. Einmal den heißen Kolben ans Beinchen vom Bauteil drangehalten, die Lötstelle kurz durchschmelzen lassen, Kolben weg, fertig. Eine Sache von 5 Sekunden. Warum geht es nicht immer so einfach? :twisted:

Weil der Wärmewiderstand differiert. :)

4. Als ich mit den ICs fertig war, waren sie ganz schön warm (geschätzte 50 bis 60 Grad - obwohl ich immer nur kurz an jedes Füßchen gegangen bin, bis das Lot schmolz. Wie heiß dürfen ICs werden?

ICs dürfen nicht viel heisser werden. Entscheidend ist auch wie lange sie werden. Also idealerweise nur kurz dran, und Pausen machen.

5. Immer nach ca. 30 Lötstellen war etwas überschüssiges Lot am Lötkolben dran - also offensichtlich zieht das Nachlöten immer etwas Lot von der Platine ab (siehe auch Punkt 1). Kann man das verhindern?

Das ist aufgrund der Oberflächenspannung des Lots normal. Nein.

Grüsse an dem Elektrochemiker,
Turbaxel :)

Re: Grundsatzfragen: Platinen nachlöten

Verfasst: 10.08.2005, 16:36
von mAARk
Hallo!

@ Jürgen: ich gebe beim Nach-(!!)löten normalerweise KEIN extra Lot dazu, schon gar nicht in "rauhen Mengen". :wink: Das erhöht nur das Risiko, dass man sich einen Kurzschluss zwischen zwei benachbarten Lötstellen einbaut. Ich gebe nur Lot dazu, wenn ein Lötauge sich nicht schließen will.

@ Axel:
turbaxel hat geschrieben:Das ist explizit wichtig. Wenn das Lot an einer Befestigungsstelle das Bauteilbein und das Lötauge nicht vollständig umschliesst, hast Du keinen dauerhaften Kontakt.
OK, dann werde ich das SG vielleicht doch nochmal ausbauen und zwei oder drei Problemkinder mit etwas extra (B)Lötzinn versehen.
turbaxel hat geschrieben:Warum geht es nicht immer so einfach? :twisted:

Weil der Wärmewiderstand differiert. :)
Schon klar, aber es gab auch bei identischen Bauteilen (z.B. bei einer Reihe von Drahtbrücken) einige, bei denen problemlos das Lötauge geschlossen blieb, und andere, bei denen das Lot zwar leicht schmolz aber sich zusammenzog (das Auge öffnete sich), und noch andere, wo es gar nicht ordentlich schmelzen / fließen wollte (so 'ne halb-kristalline, gel-artige Masse).
turbaxel hat geschrieben:Grüsse an dem Elektrochemiker,
Und meinerseits an den Turbo-Informatiker. :)

Danke für die Auskünfte!
mAARk
*der mit 100 W Lötpistole und einem selbstgebastelten, verschiebbaren Drahtaufsatz als Feinlötspitze arbeitet* (nicht ganz standesgemäß, ich weiß, aber es funzt)

Verfasst: 10.08.2005, 18:57
von jürgen_sh44
also .. beim nachlöten kann man ja auch das alte Lötzinn erstmal absaugen, und dann mit frischen lötzinn arbeiten ..

bei meinem Lötzinn isses so, dass wenn erstmal das flußmittel draussen ist und das (altezeug an der spitze) lötzinn etwas farblich angegammelt aussieht, es auch nemmer gut von den fließeigenschaften ist...


wenn du wirklich ganz ohne lötzinn arbeitest, nimmst du material von der platine mit, was ja kontraproduktiv wäre, weil an der spitze bleibt immer was hängen... ist ja acuh n bissl der sinn beim aufbringen

--altes lötzinn weg, neues mit flußmittel ran--

Verfasst: 10.08.2005, 21:52
von JörgFl
Hallo Mark,
kann es sein, das du ohne neues lötzinn nachgelötet hast??

Wenn die Lötstelle altes Lot/angelaufen/fette beinhaltet, fließt altes lot nicht richtig.
Ich mache beim nachlöten IMMER minimal neues lötzinn drauf- natürlich ganz dünne mit flußmittel gefüllte ware. Dann mußt du nach etwa 2-3 stellen die spitze abstreifen (nasser schwamm) oder das überschüssige lötzinn "abschlagen". Wenn du es so machst fließt es immer sauber in das lötauge.


Mfg Jörg

der schon sehr sehr oft autoplatinen(auch andere) dadurch repariert hat.

Verfasst: 11.08.2005, 10:47
von mAARk
Hallo,

Ja, Jörg, wie ich schon oben schrieb, ich habe in der Hauptsache ohne neues Lötzinn nachgelötet. Und zwar darum, weil ich keine Entlötpumpe (Absaugpumpe) habe. :-( Ich weiß nämlich nicht, wie man das alte Lot ohne Pumpe von der Platine runterkriegt.... :? Jedesmal die Platine umdrehen? Hmmm, so 'ne Mühe... :x

Das Lötzinn, welches ich verwende, ist zwar kein sehr dünner Draht, aber schmilzt gut, und hat integriertes Flussmittel.

Ciao,
mAARk

Verfasst: 11.08.2005, 18:45
von JörgFl
Die Mühe mit dem entfernen musst du wirklich nur machen, wenn das lot verdreckt ist. normalerweise minimal neues Lot in die geschmolzene lötstelle geben und zerfließen lassen. Wenn es nicht geht, oder zuviel drin ist kann man ´kleine platinen über die Hand mit aufgewärmter lörtstelle "abschlagen" oder ein ungelötetes feinadriges kabel als saughilfe benutzen. Manchmal puste ich das lötzinn auch raus-ja mit dem mund...

mfg Jörg

Verfasst: 11.08.2005, 18:57
von jürgen_sh44
als absaugpumpe tuts auch besser nen staubsauger mit aufgestecktem schläuchle ... is net so mühsam... .. nur kucken dass die teile drinbleiben ;-) .. oder eben ne entlötlitze, also einfach n blankes kabel , zb lautsprecherlitze...

Verfasst: 12.08.2005, 09:20
von mAARk
Jungs, ihr seid einfach nur gut. 8)

Danke für die geistreichen Tipps - jetzt weiß ich bescheid.

Ciao,
mAARk
*der gestern 300 erfolgreiche km mit der nachgelöteten GRA abgespult hat*