Hallo,
100% Rostschutz: Neue Sättel bzw. Austausch (verzinkt/chromatiert), oder gebrauchte sandstrahlen und verzinken lassen. Sättel zerlegen, d.h. Kolben raus, Staubmanschette raus. Dichtfläche Zylinder abkleben. Oft passen Deckel von Ölkanistern etc. rein, geht schneller als abkleben. Warum Kolben raus? -Farbe soll bis unter die Staubmanschette reichen. Hier gammelt es besonders schnell. Dann Epoxydharzgrundierung drauf. Ganz leicht anschleifen, besonders wenn die Verzinkung sich glatt anfühlt und glanzt. Auf Zink hält nichts anderes. Dann 2K Decklack Acryl, z.B. das Mason S80 in gewünschter Farbe oder anderer Industrielack. Hauptsache 2K und Acryl. Wenn man es ganz originalgetreu haben will, kann man kalaharibeige metallic oder mandelbeige metallic nehmen, das sieht dann aus wie chromatiert. Da muss aber logischerweise Klarlack drauf. Es ist schwierig, mit dem Klarlack alle Stellen zu erwischen, weil man keinen Kontrast hat. Ich nehme daher immer das RAL9006 weißalu Mason S80, weil es der einzige Matelliclack ist bei dem man keinen Klarlack braucht. Silber gefällt mir auch ganz gut bei Bremssätteln.
70% Rostschutz: EP819 als alleiniger Farbauftrag. Es hält auf Zink, gestrahlten oder handentrosteten Untergründen. Bei handentrosteten Flächen wird man eher weniger als 70% erreichen, wenn die Gehäuse gestrahlt sind oder gar verzinkt, evtl. mehr.
Wichtig: EP819 ist eigentlich nur eine Grundierung. Langzeiterfahrungen bei Verwendung EP819 als alleiniger Farbauftrag fehlen. Ich habe auch noch leichte Zweifel ob die Haftung genau so gut ist wie bei den 2K Reaktionsprimern mit höchstem Festkörpergehalt, die so extrem haften wie Sekundenkleber. (Anmerkung: Es sind auch Isocyanate drin, zu dieser Stoffgruppe gehört Cyanacrylat=Sekundenkleber).
Seit es das seit über 12 Jahren von mir verwendete, über alle Zweifel erhabene EP-Resist nicht mehr gibt, habe ich aber noch keinen 2K Reaktionsprimer mit diesem extrem hohen Festkörpergehalt gefunden (aber auch nicht gesucht, das EP819 hat dafür ja andere willkommene Eigenschaften wie den hübschen Farbton und die glatte Oberfläche).
Zu handentrosteten Flächen: Ich habe gestern auch gepuscht. Habe Rost an Achsteilen (Kundenauto Golf 1 Cabrio) mit der Zopfbürste und der Flex entfernt.
Es glänzt recht schnell, aber wenn man übrig gebliebene "Berge" mit einer scharfen Schraubendreherspitze abkratzt (geht dann auch sehr leicht) ist da drunter sichtbarer Rost. D.h. ich habe diese "Berge" abgepult, z.T. auch mit der Feile (ging an einem Typ 44 Stabi gut, den ich noch gemacht habe) und dann noch mal mit der Zopfbürste. Dann Fertan. Ich hatte keine Zeit das Fertan 1 Tag oder länger einwirken zu lassen, aber das ist auch nur bei tiefem Rost (z.B. Schweller, Fertan war ja ursprünglich als vorbereitende Maßnahme vor einer Hohlraumkonservierung gedacht) nötig, wenn das Fertan diese Zeit braucht um sich in tiefere Rostschichten rein zu saugen. Also wenigstens 1-2 h. einwirken lassen. Danach waren die kleinen Krater in der Metalloberfläche schön schwarz.
Je "schlechter" der anschliessende Lackaufbau ist, desto wichtiger ist die vollständige Rostentfernung.
Wie schon geschrieben entzieht ein 2K-Reaktionsprimer ja Feuchtigkeit, d.h. verbliebene Restfeuchtigkeit (die normalerweise zu rascher Unterrostung des neuen Lackes führt) unterbleibt meist, wenn der Rost nicht zu tief war.
Sämtliche Sprühdosen Grundierungen sind dazu nicht annähernd in der Lage, auch wenn die Hersteller, Vertreter etc. das behaupten bzw. das Gegenteil nicht glauben und einsehen wollen. Man erreicht mit Sprühdosen kaum die erforderliche Schichtstärke, und es kann mangels Härter nicht aushärten. Härter kann chemisch bzw. physikalisch unmöglich in den Sprühdosen sein, Isocyanate reagieren mit "ihrem" Härter auch problemlos und kaum verzögert unter Luftabschluß, d.h. die Halbwertszeit einer Sprühdose wäre etwa 3 h.
Es soll wohl Sprühdosen geben die nach dem Prinzip "Nicht-Dauerdruck-Feuerlöscher" erst bei der Benutzung den Härter aus einem integrierten kleineren Tank zumischen, aber diese dann noch mit einem brauchbaren Inhalt zu bekommen halt ich für ziemlich aussichtslos. Es gibt sie zumindest von einem Hersteller (SvenNF ggf. fragen) mit EP-Grund, das ist aber dann nur ein leicht schleifbarer Füller für Karosserieteile.
Sämtliche "Kreidefüller" sind im übrigen für Fahrwerksteile völlig ungeeignet, da stark wasseranziehend. Diese haben ausschliesslich für Karosserieteile im Sichtbereich ihre Berechtigung, bei denen es darauf an kommt das es völlig glatt aussieht. Wenn ein Fahrwerks- oder sonstiges Teil unbedingt glatt werden soll, kann man NACH Auftrag einer Schicht 2K EP Reaktionsprimer noch Kreidefüller (also ganz normalen Grundierfüller wie ihn jeder Autolackiérer jeden Tag verarbeitet) draufsprühen und es dann schleifen. So mache ich es auch bei allen Stellen der Karosserie, an denen entweder Rost war den ich entfernt habe, oder aber das Blech nackt ist. Selbst im Vergleich zu schlechter korrosionsgeschützten Autos als unsere vorbildlichen Typ 44/C4 erreicht man mit Kreidefüller auf nacktem Blech keinen guten Rostschutz. Eine Tauchbadphosphatierung oder sonstige im Werk aufgebrachte Grundierung ist viel besser. Neue Karossen sind ja völlig glatt, und die Kreidefüller für die Reparaturlackierungen sind nur ein (fauler) Kompromiss zwischen Korrosionsschutz und Füllkraft+leichter Schleifbarkeit.
Noch was: Die u. a. für "Oldtimerrestaurationen" angebotenen EP-Grundierungen mit "...guter Füllkraft, leichter Schleifbarkeit..." sind im Prinzip auch nur Kreidefüller, mit kaum- oder gar nicht besseren Rostschutzeigenschaften. Ihre Daseinsberechtigung haben sie als Sperrschicht bei unbekannten oder bekannt unverträglichen Untergründen (Kunstharz oder was weiß ich). Bei normalem Kreidefüller würde der Untergrund hoch kommen (Streuselkucheneffekt).
Wenn die Autolackierer, Hobbyschrauber etc. bei Reparaturen statt immer nur den Kreidefüller als erste Schicht (wenigstens auf Nähte, Bereiche mit entferntem Rost, Kanten im Steinschlagbereich etc.) 2K EP-Reaktionsprimer verarbeiten würden, würde es auch nicht immer gammeln an den reparierten Stellen nach ein paar Jahren.
Gruß
Christian S.