Hallo Alain,
Ich würde dir stark anraten, die Selbststudienprogramme zur K-Jet und KE-Jet durchzulesen. Dann beantworten diese Fragen sich fast von selbst.
Aber ich versuche es trotzdem mal hier.
Eine direkte Verbindung (mechanisch oder elektrisch) besteht natürlich NICHT zwischen Steuerkolben (Stauscheibe) und Drucksteller.
Aber... schalte bitte sprichwörtlich in den 1. Gang zurück und lies nochmal genau mit:
Der Steuerkolben öffnet 5 Schlitze, durch die der Sprit von der jeweiligen Unterkammer in die Oberkammer und von dort zum ESV fließt. Je weiter der Kolben angehoben wird, desto weiter öffnen sich die Schlitze, und entsprechend erhöht sich die Einspritzmenge.
Es besteht weiterhin eine Druckdifferenz zwischen der Unter- und Oberkammer. Diese Druckdifferenz liegt also unmittelbar am Steuerschlitz an. Je größer die Druckdifferenz (bei gleichbleibender Schlitzöffnung), desto mehr Sprit wird eingespritzt.
Die Einspritzmenge, in ml/sec, ergibt sich also aus zwei Mengen:
1) dem Hub des Steuerkolbens bzw. der Schlitzöffnung, und
2) der Druckdifferenz am Steuerschlitz.
Die Einspritzmenge ist genau proportional zum Hub (1), und genau proportional zur Druckdifferenz (2). (Wenn du willst: proportional zu (1) x (2).)
So. Jetzt nochmal zu den Komponenten CO-Schraube und Drucksteller.
Die CO-Schraube bestimmt nun die Ruheposition des Steuerkolbens im Verhältnis zur Stauscheibe. Der Drucksteller dahingegen bestimmt die besagte Druckdifferenz zwischen Ober- und Unterkammer.
Was passiert, wenn ich die CO-Schraube fetter drehe?
Gesetzt, die Steuerschlitze sind ab Werk im LL 0,5 mm geöffnet, bei Halblast 5 mm, und bei Vollast 10 mm. Wenn ich nun die CO-Schraube etwas fetter drehe, hebt sich der Steuerkolben um (beispielsweise) 0,05 mm. Nun sind die Schlitze
in allen Lastbereichen 0,05 mm weiter offen als vorher:
0,5 mm wird auf 0,55 mm erhöht -
Mehrmenge: 0,05. Das sind 10 % der totalen Einspritzmenge.
5,0 mm wird auf 5,05 mm erhöht -
Mehrmenge: 0,05. Das ist 1 % der totalen Einspritzmenge.
10 mm wird auf 10,05 mm erhöht -
Mehrmenge: 0,05. Das ist 0,5 % der totalen Einspritzmenge.
Anmerkung: weil Hub und Einspritzmenge proportional sind, kann man hier oben "mm" genauso gut mit "ml/sec" ersetzen.
Die jeweils eingespritzte Mehrmenge ist also eine Konstante - in diesem Beispiel ist es der Sprit, der durch den zusätzlichen 0,05 mm Schlitz fließt. Die Mehrmenge steht also NICHT im Verhältnis zur jeweils angesaugten Luftmenge. Daher nenne ich sie "absolut". Ergebnis: die Anfettung mittels CO-Schraube fällt nach oben hin stark ab.
Was passiert, wenn ich den Drucksteller fetter drehe?
Dann wird die Druckdifferenz zwischen Ober- und Unterkammer erhöht, z.B. von 0,4 bar (original) auf 0,44 bar (10 % Anfettung). Jetzt fließt
unter allen Lastzuständen 10% mehr Sprit durch die Schlitze. Das ergibt im obigen Beispiel:
1 ml/sec wird auf 1,1 erhöht - Mehrmenge: 0,1. Das sind 10% der totalen Einspritzmenge.
5 wird auf 5,5 erhöht - Mehrmenge: 0,5. Das sind 10% der totalen Einspritzmenge.
10 wird auf 11 erhöht - Mehrmenge: 1. Das sind 10% der totalen Einspritzmenge.
Die Mehrmenge, die durch Anfettung vom Drucksteller eingespritzt wird, steht also immer im Verhältnis zur eingespritzten Gesamtmenge, sprich: sie ist genau proportional zur angesaugten Luftmenge (obwohl weder eine mechanische noch eine elektrische Verbindung zwischen den beiden Bauteilen besteht
). Daher nenne ich sie "relativ". Ergebnis: die Anfettung mittels Drucksteller ist über den gesamten Lastbereich gleich wirksam.
*PUUUH*
*erstmalneMittagspauseeinlegen*
Alles klar?
(Fragen kannst du natürlich soviel du willst, ich weiß nur nicht, wie ich es NOCH besser formulieren kann...)
Ciao,
mAARk